Quo vadis  Magyarország?       

       In Ungarn brauchen immer mehr Schutzbedürftige Hilfe

Wovon man im Ausland nicht so viel hört, aber schmerzhafte Konsequenzen für alle Betroffenen bedeutet: Verarmte und Obdachlose kriegen kaum staatliche Unterstützung. Private oder kirchliche Organisationen können nicht allen helfen, obwohl sie das Menschenmögliche tun; allen voran der karitativen Verein «Oltalom»,  geleitet vom Dr. Iványi Gábor.

Dr. Iványi Gábor ist Priester der Evangelischen Brüdergemeinschaft in Ungarn.

Dr. Iványi Gábor

Seine Kirche hilft Obdachlosen, Arbeitslosen, Verarmten und Kindern aus benachteiligten Familien – und er hat wegen dieser Tätigkeit im «betont» christlich-nationalen Land einen schweren Stand.  Was sind die Gründe, seine Arbeit zu erschweren, statt sie mit allen Mitteln zu unterstützen?

Werfen wir einen Blick auf die Person und seine Organisation! Iványi Gábor, geboren 1953, aus einer Pfarrersfamilie stammend, durchläuft die Ausbildung zum Pastor der methodischen Kirche Ungarns. 1981 gründet er mit seinem Vater die «Evangelische Brüdergemeinschaft» und liess sie als eigene Kirche registrieren. Seine Arbeit war ständig von Schikanen der damaligen kommunistischen Regierung begleitet. Nach der politischen Wende 1989 hoffte jeder Christ auf bessere Zeiten für die Religion: Iványi wird 1990-1994 Parlamentsabgeordneter vom «Bund Freier Demokraten» und beginnt mit Gleichgesinnten den Aufbau eines Karitativen Vereins: «Oltalom» (Schutz). Sein Ziel war, den Schwächsten zu helfen, die vom Staat keinerlei Hilfe bekamen.

«Oltalom» bietet Schutz für viele, die ihn nötig haben

Die „beheizte Strasse“ in Budapest
Tagesschule, Region Bereg

Altersheim, Budaörs
Tagesstätte für Kleinkinder, Szeged

Finanzielle Hilfe bei Familien

Der Verein „Oltalom“ betreibt:

– Tagesstätten mit Möglichkeiten zum Baden und Waschen – medizinischer Versorgung und warmen Mahlzeiten – Notschlafstelle – Direkte Finanzhilfe und juristische Unterstützung bei der Arbeitssuche – Strassenarbeit, Arbeitstherapie und Sportmöglichkeiten –  Altersheime auf dem Land – Übergangsheime für Frauen und Männer … und vieles mehr.

Besonders wichtig sind die Einrichtungen für Kinder und Jugendliche: von Kinderheimen, Kindergärten, Schulen bis zur Berufsschulen.  Heute hat der Verein neben vielen freiwilligen Helfern fast 1000 Mitarbeiter!

Iványi Gábor hat für seine unermüdliche Tätigkeit zahlreiche Auszeichnungen erhalten. Die jüngsten waren: der Bürgerpreis des Europäischen Parlaments 2020, Ehrenbürger der Stadt Budapest, 2021. Neulich wurde er von den Zuschauern des RTL-Fernsehens zum «Mensch des Jahres 2021» gewählt.

Viktor Orbán war nach der politischen Wende mit Pfarrer Iványi befreundet, sie hatten doch dieselben christlichen Idealen und das Ziel, den demokratischen Aufbau des Staates voranzutreiben. Iványi hat ihm das Sakrament der Ehe erteilt und auch zwei seiner Kinder getauft.

Und dann begann alles schief zu gehen

Die Fidesz-Partei wurde mehr und mehr das, was wir heute kennen: reaktionär, rassistisch, neofaschistisch. Eine Möchtegern-Diktatur, eine Gefahr für die Europäische Gemeinschaft.  Die schamlose Bereicherung der Clans, Parteimitglieder und der eigenen Familien nahm ihren Anfang. Staatsgelder und EU-Subventionen hat man durch Vergabe an Grossprojekte in die Taschen der Auserwählten gestopft.

Iványi Gábor begann früh, ihn öffentlich zu kritisieren. Er forderte die christlichen Werte ein, die der Ministerpräsident predigte; kompromisslos, mit harten Worten. Er nahm sogar an Demonstrationen gegen die Regierung teil. Das hatte Konsequenzen: Obwohl die Unterstützung der Religionen in Ungarn der Stolz der Regierung ist, wird die Kirche von Iványi immer mehr benachteiligt, ihre Arbeit erschwert.

Massnahmen gegen den karitativen Verein «Oltalom»

2010: Der Evangelischen Brüdergemeinschaft wird der Status einer registrierten Kirche aberkannt. Der staatliche Zuschuss fällt weg, die Spenden von 1% Einkommensteuer gelten nicht mehr für ihren karitativen Verein «Oltalom».

2012: Zum Ausgleich wird für die Schulen, Kindergärten und Kinderheime des Vereins ein Erziehungsauftrag erteilt, zumal sie eine grosse Aufgabe des Staates übernehmen.

2017: Die Gelder für diesen Erziehungsauftrag wurden halbiert. Der Verein ist mehr und mehr auf Spenden und Helfern angewiesen.

Nach juristischen Kämpfen und Prozessen gelten 2021 die Spenden von 1% Einkommensteuer jetzt auch wieder für den karitativen Verein «Oltalom», Iványis Kirche bekommt den offiziellen Status aber nicht zurück! Das heisst, die Spendengelder werden nicht vom Staat verdoppelt, wie bei den anerkannten Glaubensgemeinschaften.

2017: Der Erziehungsauftrag vom Staat wird sukzessive abgebaut, ab 2022 bekommt der Verein für seine immense Arbeit in den eigenen pädagogischen Institutionen keinen Rappen mehr. Das könnte für circa 2500 Jugendlichen in benachteiligten Lebensumständen und 500 Lehrpersonen das Ende bedeuten!

Iványi gab nicht auf

Er sammelte Unterschriften, wandte sich an die EU, und versuchte alles, um den kirchlichen Status seiner Glaubensgemeinschaft wiederzuerlangen.

–           Ein Prozess beim Verfassungsgericht von Ungarn endete mit einem Urteil zugunsten von «Oltalom». 

–           2017 wurden ihnen in Anerkennung ihrer Arbeit vom Internationalen Gerichtshof für Menschenrechte in Strassburg 3 Millionen Euro ausbezahlt. Der Verein musste damit grösstenteils seine aufgehäuften Schulden begleichen.

–           Bei der Venedig-Kommission im Jahre 2012 hat die Evangelische Brüdergemeinschaft auch Recht bekommen. Die Kommission ist eine Einrichtung des Europarates, die Staaten verfassungsrechtlich berät. Die Kommission fand, dass die ungarischen Gesetze entsprechen nicht den Erwartungen der EU.

Die juristischen Erfolge schützen «Oltalom» nicht

Die Regierung setzt sich jedoch über nationales und internationales Recht hinweg, der Rachefeldzug des Ministerpräsidenten gegen einen Seelsorger geht weiter. Wenn die Schulen aber nicht mehr subventioniert werden, bedeutet das einen tödlichen Dolchstoss für die Ausbildung tausender Jugendlicher. In einem Land, wo Erziehung schändlich abgebaut wurde, und Kinder in Armut keine rechte Chance auf einen Beruf und ein würdiges Leben bekommen.

Die EU zögerte lange,  Ungarn zu verurteilen und alle Arten von Subventionen einzustellen. Jetzt laufen  endlich die komplizierten Verfahren an, wegen Rechtstaatlichkeit, dubiösen Projekten und verschwundenen Milliarden.  Das wird dauern …

«Oltalom» braucht indessen  dringend Hilfe, um selbst  helfen zu können!

Links zu Evangelischer Brüderschaft MET  und zum Karitativen Verein Oltalom:

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